Wie ungesund sind gesättigte Fettsäuren?
Vor mehr als 60 Jahren hatte der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower einen Herzinfarkt. Seine behandelnden Ärzte ermittelten auch schnell die Ursache für den Supergau: Gesättigte Fettsäuren. Seither gelten sie als ungesund. Doch wie gefährlich sind gesättigte Fettsäuren wirklich?
Gesättigte Fettsäuren haben einen schlechten Ruf
Der Arzt des Präsidenten berief sich damals auf eine Studie des Ernährungswissenschaftlers Ancel Keys. Er untersuchte tausende Probanden in sieben Ländern und kam zu dem Ergebnis, dass gesättigte Fettsäuren für die Gefäße und das Herz äußerst schädlich sind. Die Forschungen flossen in die Ernährungsempfehlungen mit ein. Fortan sollte man das Fett vom Fleisch schneiden und Lebensmittel wie Butter, Margarine, Sahne und Kokosöl besser meiden. Viele Nationen haben diesen Rat übernommen. Mit zweifelhaftem Erfolg, wie die stetig steigende Zahl der Übergewichtigen zeigt.
Das sagen die neuen Studien
Mehr noch: Gesättigte Fettsäuren feiern seit einiger Zeit ein großes Comeback. Was ist geschehen? Ganz einfach: die damals durchgeführten Studien von Ancel Keys stehen seit einiger Zeit unter Beschuss. Denn eine Meta-Analyse durch Forscher der Universität Harvard fand keinen Zusammenhang zwischen gesättigten Fettsäuren und Herzerkrankungen und Schlaganfall. 21 internationale Ernährungsstudien haben die Wissenschaftler dafür genau unter die Lupe genommen. Zum gleichen Ergebnis kam 2014 auch eine großangelegte Untersuchung der Universität Cambridge. Tatsächlich ist es sogar so, dass gesättigte Fettsäuren in Milchprodukten das Risiko für eine Herzerkrankung verringern können.
Kein Einfluss auf die Lebenserwartung
Eine vor kurzem im British Medical Journal veröffentlichte Meta-Analyse kam zu weiteren interessanten Ergebnis: Gesättigte Fettsäuren erhöhen zwar den Cholesterinspiegel, haben aber keinen Einfluss auf die Lebenserwartung. Das alles hat vermeintliche Gesundheitsexperten auf den Plan gerufen. Manche sprachen sogar von einer lange zu Unrecht verteufelten Gesundheitsquelle und riefen dazu aus mehr gesättigte Fettsäuren zu essen.
LDL kann wie ein Schwelbrand wirken
Was also tun? Wie so oft, ist es ratsam sich in der Mitte zu treffen. Ernährungswissenschaftler sind sich heute einig, dass es nicht nötig ist komplett auf gesättigte Fettsäuren zu verzichten. Allerdings sollte man auch nicht zu viel davon essen. Als unbedenklich gelten maximal zehn Prozent der täglich zugeführten Kalorien. Ganz wichtig ist es auf den Cholesterinspiegel auf zu achten. Vor allem die Werte des LDL-Cholesterins gilt es niedrig zu halten. Denn wenn sich Cholesterin an den Gefäßwänden anlagert, entsteht so etwas wie ein Schwelbrand. LDL lockt Entzündungsstoffe in die Gefäßwand. Folge: Das Endothel – die innerste Zellschicht der Gefäße – zerfleddert und verdickt sich. Verdickte Gefäße bedeuten weniger Platz fürs Blut. Der Herzmuskel bekommt nicht mehr genug Sauerstoff und es kann eine schmerzhafte Herzenge auftreten. Der Fachbegriff dafür lautet Angina pectoris genannt. Verschließt sich das Gefäß komplett, kommt es sogar zu einem Herzinfarkt.
Manche reagieren empfindlich auf gesättigte Fettsäuren
Wichtig zu wissen: Jeder Mensch reagiert anders auf gesättigte Fettsäuren. Manche können viele davon zu sich nehmen, ohne Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel. Andere können nur sehr wenig essen und reagieren sofort mit einem höheren Spiegel. Das gilt es herauszufinden und entsprechend zu reagieren.
Stattdessen mehr gesunde Fette
Noch besser ist es vor allem auf ungesättigte Fettsäuren zu setzen. Sehr gute Quellen sind Seefische, Nüsse, Avocados und gutes Olivenöl. Sie haben definitiv eine positive Wirkung auf den Organismus. Für Sportler sind vor allem die mehrfach ungesättigten Fettsäuren wichtig. Sie zählen zu den lebensnotwendigen Nährstoffen und heißen deshalb auch essentiell. Hauptvertreter ist die zweifach ungesättigte Linolsäure. Täglich benötigen wir sieben bis zehn Gramm davon. Das entspricht ein- bis anderthalb Löffeln Pflanzenöl. Um eine optimale Versorgung zu gewährleisten, sollte zweimal die Woche Seefisch (Hering, Makrele, Lachs, Thunfisch) auf den Tisch kommen.