Finger weg: Schmerzmittel hemmen den Muskelaufbau
Mehr als zwei Millionen Läufer nehmen regelmäßig an Sportveranstaltungen teil. Erschreckend dabei: Laut einer Online-Befragung der Universität Nürnberg-Erlangen nimmt rund die Hälfte aller Teilnehmer Schmerzmittel zu sich. Das kann nicht nur schlimme Folgen für Herz, Magen, Darm und Nieren haben: Ibuprofen und Co. hemmen auch das Muskelwachstum, wie eine schwedische Studie gezeigt hat.
Schnelle Wirkung, aber nicht gut für den Körper
Die Mittel sind frei verkäuflich in jeder Apotheke erhältlich und viele Sportler sorgen bei den Pharmafirmen für ordentlich Umsatz. Denn viel zu viele ambitionierte Freizeitsportler schlucken so genannte nicht steroidale Entzündungshemmer, kurz NSAID genannt. Dazu gehören Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac und Paracetamol. Sie nehmen sie vorbeugend, weil Knie und Wade bei intensiveren Belastungen anfangen zu schmerzen oder weil sie Muskelkater haben. Die Mittel wirken schnell und effektiv, doch sie haben auch Nebenwirkungen:
- Magen-Darm-Probleme
- Nierenfunktionsstörungen
- Bluthochdruck
- Ödeme und Leberschäden
Muskeln mögen keine Schmerzmittel
Der Nürnberg-Erlanger-Untersuchung zufolge entwickeln zehn Prozent der Pillenschlucker Magen-Darm-Krämpfe. Viele hatten nach einem Lauf Blut im Urin oder Stuhl. Etliche litten unter Herz-Kreislaufstörungen. Das alles scheint die Sportler aber nicht davon abzuhalten, weiterhin die Chemie einzuwerfen. Schließlich geht es ja darum, seine Leistung zu bringen und die ist nun mal besser, wenn sich Schmerzen ignorieren lassen. Doch jetzt dürften viele Athleten ins Grübeln kommen. Denn eine neue Studie am berühmten schwedischen Karolinska Institut hat gezeigt, dass sich NSAID negativ auf die Muskeln auswirken:
- Sie haben gesunde 18- bis 35-jährige Frauen und Männer in zwei Gruppen unterteilt.
- Die eine Gruppe nahm jeden Tag über acht Wochen hochdosiert Ibuprofen (1200 mg).
- Die andere Gruppe nahm jeden Tag über acht Wochen sehr niedrig dosiert Aceltylsalicylsäure (75 mg).
- Beide Gruppen führten zwei bis dreimal die Wochen ein Fitnessprogramm durch, mit Fokus auf die Oberschenkelmuskeln.
- Die Forscher haben Muskelwachstum, Muskelkraft und entzündungshemmende Marker in der beanspruchten Muskulatur untersucht.
- Ergebnis: Die Sportler, die nur sehr niedrig dosiert Acetylsalicylsäure eingenommen hatten, wiesen nach den acht Wochen doppelt so hohe Kraftwerte auf, als die Ibuprofengruppe.
Vor allem die Oberschenkelmuskulatur leidet
Fazit des Forschungsleiters Tommy Lundberg: Sportler in diesem Alter sollten auf NSAID lieber verzichten, weil sie sonst Leistungseinbußen im Bereich der für Läufer wichtigen Oberschenkelmuskulatur in Kauf nehmen müssen.