Was du über deine Muskulatur wissen solltest

Wissenschaftler hielten Muskeln lange Zeit nur für dumpfe Befehlsempfänger. Heute weiß man: die Muskulatur kann weit mehr. Sie steuert zahlreiche Stoffwechselvorgänge und ist ein wichtigstes Wahrnehmungsorgan. Alles über die Superstars in unserem Körper.

Muskulatur und was du darüber wissen solltest

Die wichtigsten Infos zur Muskulatur

Je nach Quelle arbeiten 639 bis 650 Skelettmuskeln in unserem Körper. Wenn wir nur einen Schritt nach vorne machen, sind daran mehr als 40 Muskeln beteiligt. Insgesamt ist unsere Muskulatur das größte trainerbare Organ in unserem Körper. Sie ist äußerst flexibel und häufiger Gebrauch führt dazu, dass sie kräftiger werden und besser funktionieren. Weitere wichtige Daten zu den Kraftpaketen:

  • Muskeln bestehen zu 80 Prozent aus Wasser und zu 20 Prozent aus Eiweißen. Hinzu kommen geringe Mengen an Salzen und Fett sowie Kohlenhydrate.
  • Innerhalb der Muskulatur befinden sich unzählige, winzig kleine aber sehr effektive Kraftwerte namens Mitochondrien. Sie stellen mit Adenosintriphosphat die Energiequelle für jeden einzelnen Muskel her.
  • Der Muskel selbst ist nach dem Enkapsisprinzip aufgebaut. Das heißt, er besteht aus immer kleiner werdenden Einheiten.
  • Die Kraftpakete selbst bestehen aus mehreren Faserbündeln, die von einer Faszie umgeben sind. Diese Faszien hält den Muskel nicht nur zusammen. Sie ist auch dafür verantwortlich, dass er in Position bleibt.
  • Die Faserbündel wiederum setzen sich aus einzelnen Muskelfasern zusammen. In ihnen befinden sich winzige Blutgefäße, die die Fasern mit Sauerstoff und Glukose versorgen.
  • Mit einem Durchmesser von nur ein Tausendstel Millimeter folgt als nächstkleinere Einheit die Myofibrille. Sie besteht aus aneinanderhängenden Eiweißketten, Sarkomere genannt. Sarkomere erhalten biochemische Signale und lassen den Muskel kontrahieren.
  • Bei der kleinsten Einheit handelt es sich ums die Muskelfilamente, die sich aus den beiden Molekülen Akten und Mysin zusammensetzen. Bei einer Muskelkontraktion gleiten die Filamente ineinander, verhaken sich für Millisekunden un spannen an.
Der Muskel veranstaltet eine Art mikroskopisches Tauziehen, um chemische Energie in Bewegung umzusetzen. Dabei arbeiten die Muskel mit einer raffiniert abgestimmten Mischung aus Kreatinphosphat, Glukose, Glykogen, Laktat, Fettsäuren und Triglyceriden. Manche dieser Brennstoffe werden im Muskel gespeichert, andere im Blutstrom zugeführt. Einige werden ohne Sauerstoff in Adenosintriphosphat (ATP) umgewandelt, dem universellen Energieträger des menschlichen Lebens, manch

Die drei verschiedenen Arten von Muskelgewebe

Wir besitzen drei verschiedene Arten von Muskelgewebe. Die Skelettmuskulatur kennst du ja schon. Sie ist vom Willen abhängig und lässt sich daher auch sehr gut und gezielt trainieren. Innerhalb der Muskulatur finden sich langsam zuckende Fasern (slow-twitch) und schnell zuckende Fasern (fast-twitch). Sie reagieren unterschiedlich auf Trainingsreize. Mehr dazu hier. Rund 30 Prozent der Muskulatur besteht aus glattem Gewebe. Sie arbeitet völlig autark, du kannst sie nicht willentlich zur Kontraktion bringen. Sie umhüllen Organe wie Magen, Darm und Blase und halten diese in Bewegung. Zu guter Letzt gibt es noch den Herzmuskel, unseren Lebensmotor. Das Herz schlägt zwar unwillkürlich, durch entsprechendes Training kannst du deinen Herzmuskel aber deutlich kräftiger und arbeitsfähiger machen.

Ein paar besondere Muskeln

Was glaubst du, welcher Muskel der Stärkste ist? Es dürfte manche überraschen, aber es ist der Kaumuskel. Zumindest gemessen an seiner Größe ist kein Muskel kräftiger. Zu den fleißigsten Muskeln gehören die Augenmuskeln. Wenn wir lesen, sorgen sie für 10 000 Bewegungen pro Stunde. Der zuverlässigste Muskel, zumindest bei gesunden Menschen, ist der Herzmuskel. Jeder Ingenieur wäre mächtig stolz, hätte er eine derart leistungsfähige Pumpe entwickelt. 70 Milliliter Blut fördert das Herz auf einen Schlag, 300 Liter im Laufe einer Stunde – die Füllmenge einer Badewanne. Die Gesäßmuskulatur nimmt den größten Raum ein und der Steigbügelmuskel ist am kleinsten.

Muskeln und Gesundheit

Unsere Muskeln sind das größte Stoffwechselorgan des Körpers. Sie helfen uns beim Verbrennen von aufgenommenen Kalorien und optimieren die Sauerstoffversorgung, weil sie maßgeblich Blutkreislauf und Lymphbahnen beeinflussen. Weitere Einflüsse mit direktem Bezug zu unserer Gesundheit:

  • Thermoregulation. Die Muskeln besitzen spezielle Antennen, die in der Lage sind die Außentemperatur zu messen. Bei Hitze lassen sie uns schwitzen, bei Kälte Zittern.
  • Lymphsystem. In den Lymphknoten sammeln sich jeden Tag zahlreiche Giftstoffe. Wenn die Muskeln arbeiten, etwa wenn wir uns recken und strecken, werden die Gifte in die Lymphbahnen gedrückt und dann in Richtung Blase und Darm geleitet um sie ausscheiden zu können.
  • Gehirn. Die Muskulatur ist nicht nur direkt mit dem Gehirn verbunden, sie übernimmt auch viele Aufgaben. Im Grunde genommen handelt es sich bei den Kraftpaketen um einen Außenposten des Gehirns. Gut funktionierende und ausreichend starke Muskeln können sogar die Gehirnleistung deutlich verbessern.
  • Blutkreislauf. Entsprechendes Training ist in der Lage die kleinen Gefäße, Kapillaren genannt, zu öffnen. Durch diese Kapillaren können dann Sauerstoff und Nährstoffe besser auch zu abgelegenen Bereichen transportieren.

Muskeln und ihr Einfluss auf Diabetes

Nachgewiesen ist, dass Typ-2-Diabetiker dem altersbedingten Muskelabbau mit regelmäßigem Krafttraining entgegenwirken können. Mehr noch: Das Plus an Kraft und Muskelmasse führt dazu, dass Zuckerkranke ihren Fett- und Glukosestoffwechsel und somit auch die Insulinresistenz positiv beeinflussen können. Bei Typ-2-Diabetikern verschlechtert sich die Insulinwirkung und die Aktivierung des Glukosetransportsystems nach und. Die Folge ist ein bedenklicher Anstieg des Blutzuckerspiegel. Genau das lässt sich durch ein Krafttraining entscheidend verbessern. Studien haben gezeigt, dass die durch Krafttraining entstandene Zunahme der Muskelmasse zu einer Erhöhung der Insulinrezeptoren- und Glukosetransporterdichte in der Muskulatur fährt. Das verbessert dann gleichzeitig die Insulinwirkung.

Muskulatur und Adipositas

Eine gut trainierte Muskulatur spielt natürlich auch eine zentrale Rolle bei der Behandlung und Prävention von Adipositas. Muskeln verbrauchen mehr Energie als Fettgewebe, selbst im Ruhezustand. Regelmäßiges Krafttraining erhöht den Grundumsatz und verbessert den Fettstoffwechsel, wodurch überschüssiges Körperfett reduziert werden kann. So trägt eine starke Muskulatur nachhaltig zur Gewichtskontrolle bei.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Lange Zeit galt Ausdauertraining als wichtigste Maßnahme, um das Herz-Kreislauf-System zu unterstützen. Mittelerweile zeigen immer mehr Studien, das sich auch Krafttraining positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirkt: Es senkt den Blutdruck, verbessert die Blutfettwerte und fördert eine bessere Durchblutung. Diese Effekte verringern das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Eine gestärkte Muskulatur unterstützt das Herz-Kreislauf-System und trägt zur allgemeinen Gesundheit bei.

Osteoporose und Krafttraining

Regelmäßiges Muskeltraining ist eine der effektivsten Maßnahmen, um den altersbedingten Knochenschwund zu verhindern. Durch die Belastung beim Training wird die Knochenbildung stimuliert, was die Knochendichte erhöht. Gleichzeitig schützt eine starke Muskulatur die Knochen vor Brüchen und Stürzen. Wichtig dabei: Die Intensität beim Krafttraining muss ausreichend hoch sein. Ab 80 Prozent der Maximalkraft. Das gilt insbesondere auch für Frauen. Denn auch sie sollten mit hohen Gewichten trainieren. Hier das passende Video dazu:

Sarkopenie (altersbedingter Muskelabbau)

Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse und Muskelkraft natürlicherweise ab. Es sei denn, du tust etwas dgegen. Und Krafttraining ist nun mal die beste Möglichkeit, diesem Abbau entgegenzuwirken. Es fördert den Erhalt der Muskulatur und sorgt dafür, dass Mobilität, Stabilität und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter erhalten bleiben.

Depressionen und psychische Erkrankungen:

Jede Form von Bewegung, aber insbesondere Krafttraining hat nachweislich positive Effekte auf die psychische Gesundheit. Es fördert die Freisetzung von Endorphinen und anderen Neurotransmittern, die die Stimmung heben. Studien zeigen, dass Krafttraining depressive Symptome lindern und das allgemeine Wohlbefinden verbessern kann.

Chronische Rückenschmerzen

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben: Eine starke Rückenmuskulatur ist essenziell, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und Fehlhaltungen zu vermeiden. Krafttraining kann Rückenschmerzen effektiv reduzieren und helfen, die Belastbarkeit des Rückens im Alltag zu verbessern. Das beweisen viele Studien.

Metabolisches Syndrom

Beim metabolischen Syndrom handelt es sich um eine Kombination von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte und Fettstoffwechselstörungen. Krafttraining hat auch hier eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Es wirkt sich positiv auf die Blutzuckerregulation und des Fettstoffwechsels aus. So lassen sich die negativen Auswirkungen des metabolischen Syndroms verringern.

Rheuma und Arthritis

Eine starke Muskulatur stabilisiert und entlastet die Gelenke. Das reduziert Schmerzen und schützt die Gelenke vor weiteren Schäden. Zudem wirkt regelmäßiges Training entzündungshemmend, verbessert die Beweglichkeit und Funktionalität der Gelenke und steigert die Lebensqualität. Wichtig ist es jedoch, das Training individuell anzupassen, um Überlastungen zu vermeiden. Schon leichte Übungen mit elastischen Bändern oder Hanteln können unter professioneller Anleitung große Erfolge erzielen. Krafttraining hilft Betroffenen, ihren Alltag leichter zu bewältigen und wirkt sich positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit aus.

Muskulatur und Krebserkrankungen

Rund 1000 in den letzten zehn Jahren veröffentlichte Studien haben gezeigt, wie wichtig ein regelmäßiges Krafttraining in allen Phasen der Therapie ist. Es reduziert entzündungsfördernde Prozesse im Körper und kann die Nebenwirkungen von Krebstherapien, wie chronische Erschöpfung (Fatigue), lindern. Zudem stärkt es das Immunsystem und fördert die allgemeine Regeneration. Das Plus an Kraft wirkt sich zudem positiv auf das allgemeine Wohlbfeinden aus. Medikamente wirken besser, können sogar niedriger dosiert werden.

Lungenerkrankungen wie COPD

Krafttraining stärkt die Atemhilfsmuskulatur und steigert die körperliche Leistungsfähigkei. Durch gezieltes Muskeltraining verbessert sich die Sauerstoffaufnahme, da eine stärkere Muskulatur weniger Sauerstoff für dieselbe Arbeit benötigt. So steht mehr Sauerstoff für andere Körperfunktionen zur Verfügung. Zusätzlich trägt Krafttraining dazu bei, den Kreislauf zu stärken und die allgemeine Belastbarkeit zu erhöhen. Studien zeigen, dass Betroffene durch regelmäßige Übungen ihre Lebensqualität deutlich steigern können, da sie weniger schnell außer Atem geraten und alltägliche Aktivitäten leichter bewältigen. Schon leichte Kraftübungen oder moderates Training mit Widerständen können große Effekte haben, ohne die Lunge zu überlasten. Kombiniert mit Atemtraining und Ausdauerübungen wird Krafttraining zu einem zentralen Baustein in der Therapie von Lungenerkrankungen.

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