Gute Fitness kann Übergewicht nicht kompensieren
Rund und trotzdem gesund – so lauteten die Schlagzeilen vor ein paar Jahren. Das ließ die fitten Menschen unter den Übergewichtigen aufatmen. Ein paar Pfunde zu viel, so hieß es, seien durchaus gesund, wenn man als Ausgleich regelmäßig Sport treibt. Die schlechte Nachricht: Das ist leider nicht ganz richtig.
Daten von mehr als einer Million Menschen
Natürlich sind Menschen, die zu viele Kilos mit sich herumtragen, aber ansonsten fit sind, deutlich besser vor Herzkrankheiten und Diabetes geschützt. Doch auch bei ihnen ist das Erkrankungsrisiko deutlich erhöht, wie eine aktuelle britische Studie des Imperial College von London und der Universität von Cambridge jetzt gezeigt hat. Die Wissenschaftler haben Daten von mehr als eine Million Menschen in ganz Europa ausgewertet.
Das Ergebnis der britischen Studie
- Zu viel Fett im Körper führt zu einer ganzen Reihe von metabolischen Veränderungen, einschließlich zu hohem Blutdruck, zu hohe Blutzuckerwerte und zu hohe Cholesterinwerte.
- Als besonders gefährlich stufen die Forscher das Bauchfett ein. Dieses kann übrigens auch bei äußerlich schlanken Menschen in gesundheitlich bedenklichem Maße vorhanden sein.
Übergewicht hat viele gesundheitliche Nachteile
Die größte Gefahr dabei: Selbst wenn Übergewichte noch keine von der gesunden Norm abweichenden Werte haben, so ist ihr Risiko zu erkranken, dennoch doppelt so hoch, wie bei Normalgewichtigen. Als besonders gefährdet gilt dabei das Herz. „Deshalb“, so Studienleiterin Dr. Camille Lasale vom Imperial College, „sollte möglichst alles getan werden, um überflüssige Pfunde purzeln zu lassen. Anhand unserer erhobenen Daten können wir den Mythos vom gesunden Fettleibigen eindeutig widerlegen.“
Was Bauchfett so gefährlich macht
Neben einer Ernährungsumstellung, ist es vor allem ein Plus an Sport und Fitness, der am besten dabei hilft, Übergewicht und Bauchfett zu reduzieren. Viele Tipps und Infos dazu finden sich hier in diesem Blog. Was Bauchfett so gefährlich macht:
- Je mehr Bauchfett vorhanden ist, desto größer die Gefahr, dass sich das Gewebe in diesem Bereich entzündet.
- Über die Pfortader werden die Entzündungsfaktoren an die Leber abgegeben und überschwemmen den Körper. Die dramatischen Folgen: Blutgefäße entzünden sich und erhöhen die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Außerdem kann es zu einer nicht alkohol-bedingten Fettleber kommen. Das überforderte Organ produziert unkontrolliert Zucker, die eine Insulinresistenz und schließlich einen Diabetes zur Folge hat.
BMI-Messung reicht nicht
Doch, wie finde ich heraus, ob ich zu viel Bauchfett mit mir herum trage? Der meist zur Rate gezogene BMI gilt mittlerweile als nicht mehr aussagekräftig genug, weil die Muskelmasse nicht berücksichtig wird. So galt Olympiasieger Robert Harting mit einem BMI von 32 als fettleibig. Dabei lag der Fettanteil des Diskushünen zu seiner aktiven Zeit im Mikrobereich. Wer es genauer wissen will, muss weitere Daten erheben. Dazu zählen insbesondere der Hüft- und Bauchumfang, sowie seit einiger Zeit auch der Halsumfang. Der Bauchumfang sollte bei Frauen möglichst unter 88 und bei Männern deutlich unter 102 Zentimetern liegen.
Die meisten Körperfettwaagen sind unzuverlässig
Vorsicht beim Kauf von Körperfettmesswagen. Sie liefern nur dann aussagekräftige Ergebnisse, wenn sie auch über Handsensoren verfügen. Haben sie diese nicht, messen sie nur den Fettanteil in den Beinen. Dieser spielt gesundheitlich aber keine große Rolle. Wer es ganz genau wissen will, kann bei einem Arzt oder Physiotherapeuten eine Calipometrie vornehmen lassen. Dabei wird die Körperfaltendicke mithilfe einer so genannten Caliperzange an verschiedenen Stellen des Körpers gemessen. Die Ergebnisse sind allerdings entscheidend von der Erfahrung des Anwenders abhängig. Die genauesten Hinweise auf die Fettverteilung im Körper liefern bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Dual-Röntgenabsorptiometrie (DEXA). Sie zeigen, wo das Fett sitzt und inwieweit es gesundheitliche Probleme verursacht. Allerdings sind diese Untersuchungen sehr teuer und lohnen erst bei starkem Übergewicht.
Ideal ist die Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining
Entwicklungsgeschichtlich macht sowohl die unsichtbare als auch die deutlich sichtbare Ansammlung von Bauchfett Sinn. Diese so genannten visceralen Depots dienten den Menschen vor tausenden von Jahren als schneller Energielieferant, wenn es bei Gefahr darauf ankam, schnell zu fliehen. Doch die Flucht vor Säbelzahntiger oder Mammut ist heute nicht mehr nötig. Stattdessen müssen wir mit regelmäßigen sportlichen Bewegen die Depots leeren.
Beim Training ruhig mal in die Vollen gehen
Ideal ist eine Kombination aus Ausdauersport und vor allem Krafttraining. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass ein Plus am Muskeln am besten geeignet ist, um überflüssige Fettdepots am Bauch zu reduzieren. Das Training sollte darüber hinaus möglichst abwechslungsreich gestaltet werden. Beim Ausdauertraining ist es sinnvoll, hin und wieder auch mal den Puls für kurze Zeit in die Höhe zu jagen, wie beispielsweise bei einem Intervalltraining. Beim Krafttraining, vor allem für den Bauch, raten Experten ebenfalls zu vielen unterschiedliche Übungsvarianten. Bei der Ernährung ist eine eiweißhaltige und kohlenhydratärmere Kost zu bevorzugen. Das hält den Blutzucker niedrig und optimiert den Fettstoffwechsel.