So verbessert Sport die Gehirnleistung
Unser Gehirn besteht aus drei Pfund intelligentem Nervengewebe. Es verhilft uns zu glasklaren Gedanken und raffinierten Ideen. Doch manchmal lässt es uns auch im Stich. Deshalb gut zu wissen: Gehirn und Sport hängen eng zusammen. Die richtige Bewegung verbessert die Gehirnleistung.
Nervenzellen agieren in Lichtgeschwindigkeit
Es ist genial, komplex und steckt in unserem Kopf. Ein unvorstellbares Netzwerk aus Milliarden von Nervenzellen, die dafür sorgen, dass wir gehen, an Blumen riechen und über das Leben philosophieren können. Ständig nehmen wir über Augen, Ohren, Nase und Haut Informationen auf. Die grauen Zellen entscheiden dann blitzschnell, welche davon wir bemerken. Zuständig dafür sind rund zehn Milliarden Nervenzellen, die durch winzige Fasern miteinander verbunden sind. Man nennt sie Axonen und Dendriten. Wie auf einer Datenautobahn kann jede Nervenzelle mit einer anderen in Lichtgeschwindigkeit kommunizieren, Gedanken fassen und Aktionen auslösen.
Sport ist besser für die Gehirnleistung als Sudoku
Auf der Suche nach einer geeigneten Methode die Gehirnleistung möglichst lange und effektiv zu bewahren, raten Experten gerne zum Gehirnjogging. Doch statt Sudoku, Kreuzworträtsel und Denksportartaufgaben zu machen, sollte man das Gehirnjogging lieber wörtlich nehmen. Also rein in die Laufschuhe und loslegen. Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen die enge Verknüpfung zwischen Gehirn und Sport.
- Untersuchungen an der Deutschen Sporthochschule in Köln haben gezeigt, dass regelmäßiger Sport die Gehirnaktivität verändert. Der für Bewegungen und Koordination zuständige motorische Kortex ist während der Belastung besonders aktiv. Der für logisches Denken zuständige präfrontale Kortex legt eine Ruhephase ein. Ein wünschenswerter Effekt, den die Wissenschaftler als Reset beschreiben. Dieser macht den Kopf wieder frei und verhilft uns nach dem Sport zu einer besseren Konzentration.
- Zu einem ähnlich positiven Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität Ulm. Sie untersuchten zwei Gruppen. Die eine führte ein regelmäßiges Ausdauertraining durch, die anderen trieben keinen Sport. Klares Ergebnis: Die räumliche Vorstellungskraft und die Konzentrationsfähigkeit der aktiven Gruppe war deutlich höher als bei den Couch-Potatoes.
- Neurologen am Klinikum Bergmannsheil in Bochum haben mit Hilfe modernster bildgebender Verfahren die Gehirne von Sportlern und Nichtsportlern untersucht. Resultat hier: Die Hirnsubstanz der aktiven Probanden war deutlich größer.
- Kanadische Wissenschaftler vom Montreal Heart Institute wiesen nach einem viermonatigen Fitnessprogramm nicht nur eine bessere sportliche, sondern eine deutlich höhere geistige Leistungsfähigkeit nach.
- US-Forscher an der Universität von Arizona untersuchten zwei Gruppen von jungen Männern. Die eine Gruppe betrieb regelmäßig Ausdauersport, die andere war inaktiv. Ergebnis: Die Gehirne der Sportler besaßen eine deutlich bessere funktionelle Kapazität. Mit anderen Worten: Sie konnten sich besser auf eine Tätigkeit fokussieren und diese dann auch schneller, effektiver und mit niedrigerer Fehlerquote ausführen.
- Eine Studie am Beckman-Institute der Universität von Illinois hat gezeigt, dass das Alter bei den positiven Auswirkungen von Sport auf das Gehirn keine Rolle spielt. In einer Studie mit 55 – bis 79-jährigen Probanden hatte sich die Hirnleistung aller Teilnehmer deutlich verbessert. Darunter auch bei denjenigen, die erste Anzeichen einer Demenzerkrankung aufwiesen.
Geistig fitter durch Ausdauertraining
Mehr Gründe braucht es also sicher nicht, um so sofort aktiv zu werden oder zu bleiben. Als besonders gut für die geistige Fitness erweist sich ein aerobes Ausdauertraining. Wer Joggen geht, schwimmt, radelt oder Inline-Skating macht, tut nicht nur etwas für Herz, Gefäße und Muskeln, sondern pusht damit auch seine Intelligenz. Ganz wichtig aber: Sport macht nur dann geistig fit, wenn man regelmäßig joggen geht oder sich anderweitig bewegt. Dann passieren beim Sport im Gehirn die erstaunlichsten Dinge:
- Das Gehirn wird deutlich besser mit Sauerstoff versorgt. Beim langsamen Joggen um bis zu 30 Prozent. Der erhöhte Blutfluss sorgt zudem dafür, dass wichtige biochemische Substanzen besser transportiert werden.
- Das Gehirn funktioniert bis ins hohe Alter nachweislich besser. Es gibt Hinweise darauf, dass man mit Sport das Krankheitsrisiko für Demenz und Alzheimer reduzieren kann.
- Die Plastizität des Gehirns vergrößert sich. Der Grund: Sportliche Bewegung setzt so genannte Neurotrophine frei. Diese Stoffe braucht der Körper um neue Nervenzellen in der Denkzentrale zu bilden und zu knüpfen.
- In den entwicklungsgeschichtlich ältesten Strukturen des Gehirns – der Großhirnrinde, dem Kleinhirn und dem Hippocampus – kommt es zu einer gesteigerten Stoffwechselaktivität. Folge: Hirnzellen überleben länger und es werden neue Nervenzellen gebildet. Das führt zu einem besseren Lernvermögen und verhindert Durchblutungsstörungen.
Aerobes Training am besten für die Gehirnleistung
Sportliche Anfänger oder Wiederbeginner, die nicht nur ihr Herz-Kreislaufsystem, sondern auch ihr Gehirn wieder auf Trab bringen wollen, sollten sich nach dem Okay vom Arzt erst einmal langsam an die Bewegung herantasten. Am besten zunächst unter professioneller Aufsicht oder nach den Trainingsplänen in einem Laufbuch. Wer schon regelmäßig Sport treibt, sollte für die geistige Fitness vor allem immer mal wieder aerobe Einheiten absolvieren. Dabei aber nicht übertreiben, sondern wirklich im aeroben Bereich bleiben.
Nach dem Lernen Sport treiben
Zum Schluss noch folgender Tipp, basierend auf einer Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Cell erschienen ist: Wer für eine Prüfung lernt oder sich etwas Neues aneignen möchte, sollte nicht direkt nach der Paukerei mit dem Sportprogramm loslegen, sondern erst nach einer Pause von wenigstens einer Stunde. Also erst einmal ausruhen, ein schönes Buch lesen oder eine Serie gucken und dann mit dem Sport loslegen. Das Gehirn kann die zuvor gelernten Informationen dann deutlich besser abspeichern, als bei einem Training direkt nach dem Lernen