Sport bei Krebs – der große Ratgeber

Die Diagnose Krebs ein Schock, der Alltag plötzlich ein ganz anderer. Die gute Nachricht: Die Heilungschancen sind so gut wie nie zuvor. Noch besser sind sie, wenn du regelmäßig Sport bei Krebs treibst. Hier der große Ratgeber:

Sport bei Krebs

Große Fortschritte in der Medizin

Bei der Behandlung von Krebs hat die Medizin in den letzten 30 Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Viele neue Medikamente sind heute in der Lage die entarteten Zellen zielgenau zu zerstören. Früh erkannt, ist die Krankheit immer öfter heilbar. Was sich aber nicht verändert hat: Nach wie vor erkranken jedes Jahr allein in Deutschland eine halbe Million Menschen neu an Krebs. Die Tendenz ist sogar steigend. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts rechnen Experten mit einem jährlichen Zuwachs von weiteren 20 Prozent. Um so wichtiger, alle vorhandenen Ressourcen im Kampf gegen das leider immer noch viel zu oft tödliche Leiden zu nutzen. Und eine nachweislich hocheffektive Ressource kommt dabei nach wie vor zu kurz: Sport bei Krebs als begleitende Therapie.

Viel ausruhen, hieß es früher

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit gaben Ärzten ihren an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten den Rat sich zu schonen und viel zu schlafen. Eigentlich erstaunlich, denn bereits 1938 erschien die erste wissenschaftliche Studie die nachwies, dass regelmäßige sportliche Bewegung das Wachstum von Krebszellen verlangsamen kann. Allerdings dauerte es dann weitere 50 Jahre bis 1988 eine weitere Studie mit Brustkrebspatientinnen veröffentlicht wurde, die zu dem gleichen Schluss kam. Heute ist sich die Medizin einig: Ausruhen und sich schonen ist keine gute Idee ist. Denn regelmäßige Sport- und Fitnessprogramme vor, während und nach der Krebsbehandlung haben vielfältigen positiven Einfluss – auf die Wirksamkeit der Therapien, den Nebenwirkungen, die Lebensqualität, die Überlebenschancen.

Die Nurses Health Study

2005 kam es zur ersten Veröffentlichung einer bahnbrechenden Untersuchung mit den Daten aus der Nurses Health Study. Bei dieser wohl größten Untersuchung überhaupt, handelt es sich um eine langfristige epidemiologische Studie in den USA. Sie begann 1976 und umfasst eine große Gruppe von mittlerweile weit über 100 000 Krankenschwestern, und sie dauert bis heute an. Ziel dieses revolutionären Projekts war und ist es, die Zusammenhänge zwischen Lebensstil, Ernährung und verschiedenen Gesundheitsaspekten, insbesondere bei Frauen, zu untersuchen. Die Studie lieferte und liefert wertvolle Informationen über Risikofaktoren für zahlreiche Krankheiten sowie tiefe Einblicke in die allgemeine Gesundheit von Frauen. In der 2005 veröffentlichten Studie hat sich gezeigt, wie wertvoll regelmäßiger Sport bei Krebs ist: So lässt sich die Mortalitätsrate bei Brustkrebs um 69 Prozent senken. Außerdem reduziert sich die Gefahr erneut zu erkranken dramatisch. Viele weitere Studien in den nachfolgenden Jahren haben gezeigt: das gilt auch für andere Krebserkrankungen und ist unabhängig vom Geschlecht.

Weitere Studienergebnisse

Nachdem das American College of Sports Medicine regelmäßige Fitnessprogramme für Krebspatienten in ihren Leitlinien verankert hatte, interessierten sich immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für diesen Bereich. Allein zwischen 2010 und heute sind mehr als 1000 Studien zu diesem Thema erschienen und sie alle kommen zu dem gleichen Ergebnis: Wer regelmäßig und seinen individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten entsprechend Sport treibt, hat sehr viel größere Chancen den Krebs zu besiegen. Wie auch schon bei Brustkrebs, hat sich bei anderen Krebsarten wie etwa Darmkrebs oder Prostatatkrebs gezeigt, dass sich die Mortalitätsrate um bis zu 69 Prozent senken lässt.

Das sagen Patientinnen und Patienten

Studien über die Wirksamkeit sportlicher Betätigung sind das eine. Doch was sagen die Betroffenen? Auch hier ist das Ergebnis eindeutig: In einer großen Umfrage gaben 95 Prozent der Krebspatientinnen und Krebspatienten an, dass sich regelmäßiges Training während der gesamten Therapie als sehr wichtig erwiesen hat: Sie berichteten, dass sie sich allgemein gut gefühlt haben, ihren Alltag weitestgehend nachgehen konnten und dass sie weniger mit Stress zu kämpfen hatten.

Zitat

Wir können mit absoluter Gewissheit sagen, dass Sport vor, während und nach der Krebsbehandlung die Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie sowie operativer Eingriffe deutlich reduziert. Man hat eine viel größere Chance sein Leben ohne größere Einschränkungen weiter meistern zu können und auch die Überlebenschancen steigen deutlich.“
Dr. Kathryn Schmidt, US-Onkologin und Autorin des Buches „Moving through Cancer“
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So wirkt Sport während der Therapie

Organ oder KörperbereichFunktion oder SymptomWie Sport hilft
Kopf und GehirnKognitive FunktionenSchützt vor Veränderungen der kognitiven Funktionen
ÄngstzuständeKann Ängste deutlich reduzieren
DepressionenSchützt vor Depressionen
SchlafVerbessert die Schlafqualität
BrustKardiovaskuläres SystemSchützt vor eventuellen kardiotoxischen Nebenwirkungen der Behandlung durch Verbesserung der Funktionen
ArmeLympheKann bei Brustkrebs Lympödeme verhindern
Hände und FüßeNeurologieVerbessert Mobilität und Gleichgewichtsfähigkeiten
SexualorganeLibido und FunktionHilft die sexuellen Funktionen zu erhalten
BeineKnochenSchützt vor Osteoporose
GelenkeSchmerzenHilft und schützt bei und vor Gelenkschmerzen
AllgemeinErschöpfungReduziert die gefahr am Fatigue-Syndrom (chronischem Erschöpfungssyndrom zu erkranken)
AllgemeinImmunsystemStärkt nachweislich die Abwehrkräfte des Körpers
AllgemeinKörpergewichtSchützt oder bewahrt vor großem Gewichtsverlust
AllgemeinMuskulaturHilft Muskelmasse und Kraft zu erhalten und/oder zu verbessern
Quelle: „Moving through Cancer“, Dr. Kathryn Schmidt

Sport als wichtige Säule der Therapie

Um den Krebs zu bekämpfen und zu besiegen, stehen den Ärztinnen und Ärzten heute gleich mehrere Behandlungsoptionen zur Verfügung. Nicht selten in Kombination. Zu der nach wie wichtigsten Maßnahme zählt die Operation, bei der man versucht einen Tumor oder betroffenes Gewebe zu entfernen. Weitere bekannte und wichtige Säulen sind die Strahlentherapie, die Chemotherapie, die Immuntherapie und die Hormontherapie. Immer größere Bedeutung erlangt die so genannte zielgerichtete Therapie. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die spezifisch auf bestimmte Moleküle abzielen, die für das Wachstum und Überleben von Krebszellen wichtig sind. Und es zeigt sich immer deutlicher, dass in jeder Phase der Therapie der Sport eine Rolle spielen sollte. Schauen wir uns das mal genauer an:

Sport in der Phase der Prehabilitation

Prehabilitation ist ein noch relativ neuer Begriff, der durch zahlreiche Studien aber mittlerweile große Bedeutung erlangt hat. Leider wird diese Phase nach wie vor noch nicht optimal genutzt wird. Bei der Prehabilitation handelt es sich um das mehr oder weniger große Zeitfenster zwischen Diagnose und Start der Therapie. Es kann wenige Tage, aber auch ein paar Wochen betragen. Und genau diese Phase, egal, wie lange sie dauert, sollte man nutzen, um so viel Muskulatur wie nur irgendmöglich aufzubauen. Glücklicherweise ist das keine Herkulesaufgabe! Vor allem Menschen, die bislang kaum oder gar keinen Sport getrieben hast, können in dieser Phase enorm viel erreichen.


Sport bei Krebs hat viele positive Auswirkungen auf den Körper

„Krafttraining ist ein sehr wichtiger Faktor für an Krebs erkrankte Menschen. Es verbessert sowohl die physische als auch die mentale Gesundheit und es hilft, die Behandlung besser zu verkraften.“

Dr. Catherine Cramer, Professor of Oncology at the Indiana University School of Medicine

Studien zur Prehabilitation

Wie enorm hilfreich ein Muskelaufbautraining in der Prehabilitationsphase ist, hat eine Studie mit 60 Männern gezeigt, die an Prostatakrebs erkrankt waren und denen eine OP bevorstand. Die eine Gruppe machte dreimal wöchentlich ein 60-minütiges Krafttraining mit Widerstandsbändern. Die Vergleichsgruppe trieb keinen Sport. Ergebnis: Die trainierenden Patienten hatten eine größere Ausdauer, waren stärker und hatten auch weniger Angst vor der folgenden OP. Und, noch viel wichtiger: Im Vergleich zu denen, die keinen Sport getrieben haben, konnten sie sich viel schneller von dem Eingriff erholen und deutlich früher wieder ins normale Leben, inklusive Job, zurückkehren. In einer weiteren großen Studie wurden die Daten von 49 000 Brust- und Darmkrebs-Patient*innen ausgewertet. Diejenigen, die sofort nach der Diagnose mit dem Krafttraining starteteten, hatten eine deutlich größere Überlebenschance.

Warum gesunde Zellen so wichtig sind

Kommen wir zu einer bislang noch vernachlässigten Besonderheit. Bei einer Krebstherapie konzentrieren sich die Ärztinnnen und Ärzte auf die entarteten Zellen. Das ist vernünftig, denn diese gilt es ja auch zu vernichten. Allerdings ist es so: Trotz der Krankheit verfügt der Körper immer noch über sehr viel mehr gesunde als kranke Zellen. Obwohl also bei weitem in der Überzahl, werden sie vernachlässigt. Dabei sind es genau diese Zellen, die dir beim Kampf gegen den Krebs wertvolle Dienste leisten. Und jetzt das Entscheidende: In der Trainingstherapie geht es genau darum, sich um diese Zellen zu kümmern.

Fokus auf gesunde Zellen

In der Trainingstherapie geht es darum, sich um die gesunden Zellen zu kümmern. Sie sind genetisch darauf programmiert, dir zu helfen.

Die Theorie der Energieeinheiten

Kommen wir zu einem weiteren Punkt, der hilft zu verstehen, warum sportliche Betätigung, insbesondere ein Muskelaufbautraining so ratsam ist. An einem Beispiel lässt sich gut erklären, wie sich ein regelmäßiges Fitnesstraining auf den Körper auswirkt. Nehmen wir eine superfitte Olympionikin mit Medaillenambitionen. Ihr Energielevel liegt bei 90 bis 100. Du aber bist vielleicht eher der durchschnittliche Typ: nicht wirklich fit, aber auch nicht völlig schlapp. Nehmen wir also an, dein Energielevel liegt bei 30. Um gut durch den Tag zu kommen, benötigst du ein Energielevel von 20. Wenn du aber an Krebs erkrankt bist, sollte dein Energielevel bei 40 liegen. Und genau diese dann fehlenden 10 Punkte kann du mit einem Krafttraining erreichen. Nicht nur das, du kannst dein Fitnesslevel vielleicht sogar auf 50 und mehr erhöhen. Klingt gut, oder?

Warum Krafttraining?

Wie du jetzt schon weiß, geht es in der Phase der Prehabilitation vor allem um Krafttraining und Muskelaufbau. Wichtig dabei zu wissen: Muskeln funktionieren ganz einfach: Wenn man sie nicht nutzt, dann verkümmern sie. Also muss man sie entsprechend trainieren. In Bezug auf einer Krebserkrankung ist folgendes von Bedeutung: Wenn die Behandlung beginnt, ist es fast sicher, dass dein Aktivitätsniveau sinkt. Im Falle einer Operation kann es sogar zeitweise auf Null sinken. Während dieser Zeit baut der Körper Muskeln ab, um Energie zu sparen. Und jetzt, ganz wichtig: Mehr Muskelmasse zu Beginn der Behandlung bedeutet, dass du die nachfolgenden Therapien sehr viel besser durchstehst. Hinzu kommt, dass du deine alltäglichen Funktionen besser und länger aufrecht erhalten kannst und deutlich schneller wieder auf die Beine kommst.

Warum du ein Trainingstagebuch führen solltest

Bevor ich nun gleich auf das Training in den unterschiedlichen Phasen der Krebserkrankung eingehe, noch ein wichtiger Tipp: Du solltest ein Trainingstagebuch führen. Dafür gibt es mittlerweile auch kostenlose Apps. Das Führen eines Trainingstagebuchs bietet mehrere Vorteile und hat positiven Einfluss auf die Trainingsroutine und die Trainingsergebnisse. Hier die wichtigsten Argumente:

  • Fortschrittsüberwachung: Du kannst die Fortschritte, die du im Laufe des Trainingsprozesses machst genau verfolgen. Also beispielsweise wie viele Wiederholungen du bei einer Übung schaffst, wann du Intensität und Schwierigkeitsgrad erhöht hast oder welche Distanz du zurückgelegt hast.
  • Muster identifizieren: Durch das Aufzeichnen von Trainingsdaten kannst du Muster erkennen, die sich auf deine Leistung auswirken. Das kann deine Ernährung, Schlafgewohnheiten oder auch der Stresspegel sein. Mit diesen Informationen kannst du besser verstehen, was funktioniert und wo es sinnvoll ist Anpassungen vorzunehmen.
  • Trainingsplan optimieren: Ein Trainingstagebuch hilft dabei, deinen Trainingsplan zu optimieren. Du kannst feststellen, welche Übungen effektiver sind, wie dein Körper auf bestimmte Belastungen reagiert und ob du genügend Erholungszeiten einplanst.
  • Motivation: Das Führen eines Tagebuchs ist eine tolle Motivationsquelle. Wenn du auf vorherige Erfolge zurückblickst, hilft das am Ball zu bleiben, auch wenn es herausfordernder ist.
  • Besseres Körperverständnis: Ein Trainingstagebuch hilft dir, besser zu verstehen, wie dein Körper auf verschiedene Trainingsreize reagiert. Dieses Wissen kann dich vor Überlastung oder auch Unterforderung schützen und dir dabei helfen, deine Fitnessziele nachhaltig zu erreichen.
  • Dokumentation: Falls es während des Trainings zu Problemen oder Beschwerden kommt, kann dir das Trainingstagebuch helfen, mögliche Ursachen zu identifizieren. Wichtig: bei einem gut geplanten Training dürfte das sehr selten sein.

Das Prehabilitations-Programm – Ausdauer

Bevor ich auf das Krafttraining und die einzelnen Übungen eingehe, noch ein Hinweis zum Ausdauertraining, denn das ist ebenfalls enorm hilfreich: Du solltest mehrmals wöchentlich, möglichst sogar Tag 30 Minuten zügig Gehen oder Nordic Walken, langsam Joggen, zügig Radfahren, Tanzen oder Schwimmen. Bei der Intensität solltest du dich an den so genannten Talk-Test halten. Sprich: Während der Belastung solltest du dich immer noch unterhalten können. Also möglichst nicht japsen und aus der Puste kommen. Sollten dir 30 Minuten zu lang sein, starte mit 15 oder 20 Minuten und erhöhe dann kontinuierlich bis auf 30 Minuten und gerne auch länger, wenn es dir, ohne danach erschöpft zu sein, möglich ist. Solltest du eine Smartwatch mit Pulsmessung haben, folgender Tipp: Ein Pulsfrequenz von 100 bis maximal 130 Schlägen pro Minute ist ideal.

Krafttraining – die Grundlagen

Aber kommen wir nun zum Krafttraining. Beim Krafttraining kannst du mit dem eigenen Körpergewicht arbeiten, mit Kurzhanteln oder mit einem Theraband. Ideal sind zwei, besser drei Trainingseinheiten pro Woche an nicht aufeinanderfolgenden Tagen. Individuell kann es sogar sinnvoll sein, noch häufiger, dafür aber etwas kürzer zu trainieren. Je nach Fitnesslevel hast du mehrere Möglichkeiten ein Krafttraining zu Hause durchzuführen.

  • Als blutiger Anfänger kann es schon ausreichen nur einen Satz pro Übung zu machen. Am besten machst du so viele Wiederholungen, wie es dir bei guter Technik möglich ist. Solltest du mehr als Wiederholungen schaffen, dann trainiere so wie im nächsten Punkt beschrieben.
  • Du machst bei jeder Übung 3 Sätze mit 8 – 12 Wiederholungen und dazwischen 30 bis 60 Sekunden Pause.
  • Um den nötigen Muskelreiz zu setzen, sollten dir die letzten zwei Wiederholungen bei jeder Übung bei korrekter Technik schwerfallen. Es darf ruhig ein wenig brennen. Auch Zittern ist okay.
  • Achte bei allen Übungen auf eine gute Ganzkörperspannung. Insbesondere die Rumpfmuskulatur sollte immer mitarbeiten. Also Bauch anspannen und kontrolliert weiteratmen.

5 Übungen mit dem eigenen Körpergewicht für Anfänger

Hier nun 5 Übungen für die Phase der Prehabilitation (und auch für alle anderen Phase, aber dazu später mehr), die du mehrmals die Woche durchführen kannst. Ideal sind die bereits erwähnten drei Sätze mit 8 bis 12 Wiederholungen. Ich wiederhole mich, aber wenn du noch nie oder seit langer Zeit keinen Sport gemacht hast, kannst du auch erst einmal mit einem oder zwei Sätzen starten. Du machst dann so viele Wiederholungen, wie dir bei korrekter Technik möglich sind.

Kniebeugen

  • Schulterbreiter Stand, Füße zeigen ganz leicht nach außen.
  • Dann mit geradem Rücken in die Hocke gehen und wieder aufrichten.

Hüftheber

  • Rückenlage, Beine angewinkelt.
  • Arme liegen seitlich.
  • Dann Becken heben und senken.
  • Po stets in der Luft halten.

Liegestütze auf den Knien

  • Du begibst dich in die Liegestützposition auf den Knien.
  • Dann den geraden Oberkörper bis fast auf den Boden absenken.
  • Wieder hochdrücken.

Dead Bug

  • Auf dem Rücken liegend, die Beine im 90-Grad-Winkel anheben.
  • Arme nach oben strecken.
  • Dann im Wechsel linken Arm nach hinten und rechtes Bein nach vorne führen und dann rechten Arm und linkes Bein.

Good morning

  • Aufrecht hüftbreit hinstellen.
  • Hände hinter Kopf, Ellenbogen nach außen.
  • Dann in der Hüfte knicken und mit geradem Rücken nach vorne beugen und wieder aufrichten.
  • Schwerer ist es mit nach oben gestreckten Armen

Sport bei Krebs nach einer OP

Etwa 60 Prozent aller Krebspatient*innen müssen sich wenigstens einer Operation unterziehen. Viele dieser Eingriffe sind heute minimal-invasiv möglich. Das hat einige Vorteile: es entstehen nur kleine Narben, sie sind weniger schmerzhaft, sie reduzieren das Risiko von Wundinfektionen und verkürzen die Erholungszeit. Denn bevor du wieder sportlich aktiv werden kannst, muss die Wundheilung völlig abgeschlossen sein.

Sport bei Krebs nach OP

Ganz wichtig: Das Okay für Sport bei Krebs nach einer OP musst du dir unbedingt von deinem medizinischen Team holen.

Die richtige Intensität

Sich von einer Krebsoperation zu erholen, hat weniger mit der Krebserkrankung selbst zu tun, als mit der Tatsache, dass du dich einer OP unterziehen musstest. Wenn du dich dann wieder sportlich betätigst, gilt es deine sportliche Vergangenheit zu berücksichtigen. Also, wenn du vor der OP mehrmals wöchentlich 30 Minuten und länger Ausdauertraining gemacht hast, solltest du nach der OP und dem Okay des medizinischen Teams mit 15 Minuten wieder beginnen. Solltest du vor der OP keinen Sport getrieben haben, können sogar schon 5 Minuten täglich ausreichend sein. Klingt nach superwenig, hat aber nachweislich positive Effekte. Nach und nach kannst und solltest du das Pensum dann Woche für Woche ein wenig erhöhen, bis du wieder oder erstmals dazu in der Lage bist, 30 Minuten und länger unterwegs zu sein. Ideal ist:

  • zügiges Walking oder Nordic Walking
  • langsames Laufen im rein aeroben Bereich (siehe dazu das Video zu aerobes Training)
  • zügiges Radeln oder Schwimmen im aeroben Bereich (siehe auch hier das Video zu aerobes Training)

Muskelaufbau nach der Krebs-OP

Wie schnell man wieder oder erstmals mit dem Training nach einer OP beginnen kann, variiert von Mensch zu Mensch. Neben dem leichten Ausdauertraining, am Anfang, vermutlich Walking oder Nordic Walking, kannst du mit einem sitzenden Muskelaufbautraining beginnen. Das Okay vom medizinischen Team vorausgesetzt. Ich stelle jetzt gleich 10 Übungen vor, die du alle in einer sitzenden Position machen kannst. Vorab die besten Trainingstipps dazu:

  • In der ersten Woche machst du am besten täglich nur die ersten vier Übungen. Ein bis drei Sätze, je nachdem, wie du dich fühlst. Zwischen den Sätzen 30 bis 60 Sekunden Pause
  • In den darauffolgenden Wochen nimmst du weitere Übungen hinzu und versuchst bei jeder Übung erst 2 und dann immer 3 Sätze zu machen.
  • Du kannst mit 30 Sekunden Belastung und 30 Sekunden Pause je Übung starten. Auch hier gilt: Es darf ruhig ein wenig anstrengend sein.
  • Weitere Trainingsbeispiele sind 40 Sekunden Belastung und 20 Sekunden Pause, 45 Sekunden Sekunden und 15 Sekunden Pause oder bei schon gutem Fitnesslevel dann 50 Sekunden Belastung und 20 Sekunden Pause.

Muskelaufbau im Sitzen (Startprogramm)

Marschieren

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls.
  • Dann hebst du im Wechsel das rechte und linke Bein, so als würdest du marschieren.
  • Mit der isometrischen Handpresse kannst du die Übung intensivieren.

Bein seitführen

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls.
  • Dann hebst du im Wechsel ein Bein an, führst es zur Seite und wieder zurück.
  • Mit der isometrischen Handpresse kannst du die Übung intensivieren.

Oberkörper seitlich beugen

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls. Arme hängen seitlich.
  • Dann beugst du dich mal zur rechten, mal zur linken Seite.
  • Etwas schwerer wird es, wenn du die Arme vor der Brust verschränkst, du die Hände hinter hinter dem Kopf hältst oder gar nach oben streckst (siehe Video).

Aufstehen

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls. Die Hände auf den Oberschenkeln
  • Dann bei geraden Rücken und mit Unterstützung der Hände aufstehen und wieder hinsetzen.
  • Schwerer wird es, wenn du die Arme nach vorne streckst oder gar in die Höhe (siehe Video)

Wadenheben mit Gegendruck

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls.
  • Dann platzierst du die Hände vorne auf dem Oberschenkel und übst entsprechend Druck aus.
  • Dann machst du Wadenheben gegen den Widerstand.

Training im Sitzen etwas schwerer

Bein strecken

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls.
  • Dann abwechselnd das rechte und das linke Bein gerade nach vorne strecken.
  • Du kannst die Übung intensivieren, wenn du die Fußspitzen anziehst und isometrisch die Hände zusammenpresst.

Stern

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls.
  • Dann streckst du gleichzeitig beide Beine und beide Arme von dir.
  • Du kannst dich dabei leicht zurücklehnen, achtest aber auf einen geraden Rücken.
  • Je ausladender du dich streckst, desto schwieriger.

Rotation

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls und streckst die Arme seitlich weg.
  • Bei stets geradem Rücken und ohne die Schultern anzuheben, drehst du dich langsam mal nach links, mal nach rechts.

Guten Morgen

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls und verschränkst die Arme vor der Brust.
  • Dann beugst du dich langsam mit geradem Rücken nach vorne und gehst wieder zurück.
  • Schwerer wird die Übungen mit den Händen hinter dem Kopf oder mit den Armen ausgestreckt nach oben (siehe Video)

Bein heben mit Gegendruck

  • Du sitzt aufrecht auf dem vorderen Teil des Stuhls.
  • Die rechte Hand auf den vorderen linken Oberschenkel platzieren.
  • Dann das Knie gegen den Wiederstand der Hand nach oben drücken, kurz halten und wieder absenken.
  • Dann immer wieder die Seiten wechseln, also linke Hand auf rechten Oberschenkel.

Sport bei Krebs während der Chemo

Etwa 60 Prozent aller an Krebs erkrankten Menschen müssen sich einer Chemotherapie unterziehen. Bei dieser medizinischen Behandlung geht es darum, die Krebszellen abzutöten oder ihr Wachstum zu hemmen. Die dabei verwendeten Medikamente heißen Zytostatika und trotz ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit, haben sie einen entscheidenden Nachteil: Sie ziehen auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft, was mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen einhergehen kann: Die Haare fallen aus, es kommt zu Veränderungen des Blutbildes und, besonders belastend, zu Übelkeit, Erbrechen und bleierner Müdigkeit. Gründe genug eigentlich, um sich auszuruhen und den Körper zu schonen. Doch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass genau das kontraproduktiv ist. Auch während der Chemotherapie sollte man seinen Möglichkeiten entsprechend Sport treiben.

Sport während der Chemotherapie

Studien zeigen, dass Sport während der Chemotherapie unbedingt ratsam ist. Dr. Kathryn Schmidt, Onkologin und Autorin des Buches „Moving through Cancer“ sagt sogar, dass man intensiver trainieren sollte, als je zuvor!

Ein paar Worte zum Fatigue-Syndrom

Werfen wir einen Blick auf eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie: das Fatigue-Syndrom. Dabei handelt es sich um einen Zustand anhaltender extremer Müdigkeit und Erschöpfung, bei dem auch Ruhe und Schlaf keine Besserung bringt. Bei einer Chemotherapie tritt Fatigue meist direkt nach der Behandlung auf, erreicht am dritten bis fünften Tag den Höhepunkt und nimmt dann wieder ab. Leider sind in der Regel mehrere Zyklen Chemotherapie nötig und Untersuchungen zeigen, dass sich die Nebenwirkungen von Zyklus zu Zyklus verstärken. Das nennt sich kumulativer Effekt. Die gute Nachricht, das zeigen Studien: Wenn du während der Chemotherapie Sport treibst, kann du die Nebenwirkungen deutlich reduzieren. Mehr noch: Du bist mit größerer Wahrscheinlichkeit in der Lage alle empfohlenen Zyklen zu durchlaufen und so die besten Ergebnisse zu erzielen. Denn viele brechen die Chemotherapie wegen der Nebenwirkungen und dem dramatischen Einfluss auf die Lebensqualität ab.

Die Vorteile regelmäßigen Trainings während der Chemo

Studien haben eindrucksvoll nachweisen können, dass regelmäßiger Sport während der Chemotherapie Nebenwirkungen wie Fatigue, aber auch Depressionen und Angstzustände deutlich lindern kann. Außerdem verbessert sich die Schlafqualität. Es besteht eine große Chance, dass die physischen Funktionen erhalten bleiben, Du kannst deinen Alltag dann viel besser meistern. Ohne regelmäßigen Sport führt die Krebsbehandlung auch zu einem einem beschleunigten Alterungsprozess. Bis zu zehn Jahre in wenigen Monaten. Wie positiv sich sportliche Bewegung auswirkt hat, eine Studie mit 242 an Brustkrebs erkrankten Probandinnen gezeigt. Sie wurden in drei Gruppen unterteilt: eine Gruppe machte ausschließlich Ausdauersport, eine zweite Gruppe eine Kombination aus Ausdauersport und Krafttraining und eine dritte Gruppe machte kaum oder gar keinen Sport. Das Ergebnis:

  • Aerobes Training trug dazu bei, die Fitness der Patientinnen während der fortschreitenden Zyklen der Chemotherapie zu erhalten.
  • Krafttraining verbesserte die Muskelkraft und bewahrte die magere Körpermasse. Die Gruppe, die ein Krafttraining absolvierte, war besser in der Lage, die Behandlungen wie vorgeschrieben abzuschließen.
  • Aerobes Training und insbesondere Krafttraining erhöhte in beiden aktiven Gruppen das Selbstwertgefühl der Probandinnen, was während der körperlich und seelisch belastenden Chemotherapie enorm wichtig ist.

Das Training während der Chemotherapie

Wer sich schon mal einer Chemotherapie unterzogen hat oder sich vielleicht


gerade in Behandlung befindet, weiß, es gibt gute und schlechte Tage. Das hängt auch mit dem Therapieschema zusammen, also wie oft und in welchen Abständen die Medikamente zum Einsatz kommen. Entsprechend sollte die sportliche Belastung angepasst sein. Hier die Tipps, die die Onkologin Dr. Kathryn Schmidt in ihrem Buch „Moving through Cancer“ gibt: ‚gerade in Behandlung befindet, weiß, es gibt gute und schlechte Tage. Das hängt auch mit dem Therapieschema zusammen, also wie oft und in welchen Abständen die Medikamente zum Einsatz kommen. Entsprechend sollte die sportliche Belastung angepasst sein. Hier die Tipps, die die Onkologin Dr. Kathryn Schmidt in ihrem Buch „Moving through Cancer“ gibt:

  • Selbst an schlechten Tagen solltest du dich 30 Minuten bewegen, am besten zugiges Gehen.
  • Es kann von Vorteil sein, sich jemanden zu suchen, mit dem man gemeinsam zügig Walken geht.
  • An guten Tagen solltest du auf jeden Fall ein 30-minütiges aerobes Training machen und dabei darfst du ruhig auch aus der Puste kommen. Das kann züges Gehen, Joggen, Radfahren, Tanzen oder auch ein Aerobic-Kurs sein (Online oder vor Ort)
  • Zweimal die Woche solltest du deine Muskeln trainieren. An schlechten Tagen reichen schon 10 Minuten dafür aus. An besseren darf es auch ruhig etwas intensiver sein und länger dauern.
  • Mit Hilfe eines Trainingstagebuchs findest du schnell heraus, wann deine besseren und wann deine schlechteren Tage sind. Entsprechend kannst du dein Training anpassen.

Krafttraining während der Chemotherapie

Wie schon in der Phase der Prehabilitation, solltest du während der Chemotherapie Übungen machen, die möglichst viele Muskeln und Muskelgruppen ansprechen. Du kannst die oben vorgestellten Übungen machen. Hier aber noch fünf weitere Übungen, die natürlich auch für alle Menschen geeignet sind, die sich in der Prehabilitations-Phase oder den später noch beschriebenen Therapiephasen befinden.

Ausfallschritt-Kniebeugen

  • Du gehst in den Ausfallschritt und beugst dann beide Beine
  • Der Rücken bleibt aufrecht und gerade, das hintere Knie berührt dast den Boden.
  • Mal rechtes Bein, mal linkes Bein vorne.

Beinrückheben im Vierfüßlerstand

  • Due gehst in den Vierfüßlerstand.
  • Dann führst du ein gebeugtes Beine nach oben und wieder zurück, ohne den Boden zu berühren
  • Seite wechseln.

Beckenlift marschieren

  • Du legst dich auf den Rücken, Beine sind angwirnkelt.
  • Dann das Becken anheben und gleichzeitig auch ein angewinkelts Bein mit anheben.
  • Seite wechseln.

Planks

  • Du legst dich ausgestreckt auf den Boden. Arme seitlich neben dem Körper.
  • Dann den ganzen Körper in einer Linie nach oben drücken und sich ausschließlich auf den Unterarmen und den Fußspitzen aufstützen.
  • Position so lange wie möglich halten, dann Seite wechseln.

Side Planks

  • Ausgestreckt seitlich hinlegen und auf dem unteren Ellenbogen aufstützen.
  • Dann den Körper anheben, bis er eine ganz geade Linie bildet.
  • Position so lange wie möglich halten, dann Seite wechseln.

Die Bedeutung der Strahlentherapie

Wenn es um die Behandlung von Krebs geht, fallen den meisten Menschen Operation und Chemotherapie ein. An eine Strahlentherapie denken nur wenige, dabei gehört sie zu den erfolgreichsten Behandlungsformen. Bei der Strahlentherapie, auch Radiotherapie genannt, kommt so genannte ionisierende Strahlung zum Einsatz um abnormale Zellen zu zerstören oder zumindest ihr Wachstum zu hemmen. Der große Vorteil: Man versucht bei der Bestrahlung möglichst ausschließlich das kranke Gewebe zu zerstören und das gesunde Gewebe nicht zu treffen. Man unterscheidet die externe und die interne Strahlentherapie. Bei der externen Behandlung wird die Strahlung von außerhalb des Körpers durch hochmoderne Maschinen auf den Tumor gerichtet. Bei der internen Strahlentherapie, auch Brachytherapie genannt, wird die Strahlenquelle innerhalb des Körpers möglichst nah am Tumor platziert.

So kommt die Strahlentherapie zum Einsatz

In welcher Weise und wie oft die Strahlentherapie zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Art des Krebses, seine Lage, die Größe, das Stadium der Erkrankung und auch, wie fit eine Patientin oder ein Patient ist. Hinzu kommt: Der Einsatz der Strahlentherapie bedarf einer sehr sorgfältigen Planung. Dabei kommen auch Simulationstechniken mithilfe bildgebender Verfahren zum Einsatz. Radiologen bestimmen zudem die Dosis, die Aufteilung der Gesamtdosis, Fraktionierung genannt und den Zeitplan der Behandlung. Oft ist es nötig, täglich oder mehrmals wöchentlich zur Therapie zu gehen. Die eigentliche Behandlung dauert meist nur wenige Minuten. Aufwendiger ist es, die richtige Körperposition einzunehmen, damit die Strahlen exakt dort hinkommen, wo sie hinsollen. Die Strahlentherapie kann als eigenständige Behandlung oder in Kombination mit OP, Chemotherapie oder Immuntherapien zum Einsatz kommen.

Die Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Leider ist auch die Strahlentherapie nicht frei von Nebenwirkungen. Sie variiert je nach Art der Bestrahlung, der Dosis, der behandelten Region und natürlich auch von Person zu Person. Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Hautreaktionen: Dazu gehören Rötungen, Trockenheit, Juckreiz und Schwellungen. Manchmal fühlt sich die Haut an, wie nach einen heftigen Sonnenbrand.
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Diese kann sich, ebenso wie bei der Chemotherapie, negativ auf die Lebensqualität auswirken.
  • Übelkeit und Erbrechen: Tritt hauptsächlich bei denen auf, die Bestrahlungen im Kopf-Hals-Bereich und im Bauchraum erhalten. Moderne Verfahren können diesen Nebenwirkungen reduzieren.
  • Appetitverlust: Das Hungergefühl kann deutlich nachlassen und es kann zu einem veränderten Geschmacksinn kommen. Bei Bestrahlungen im Halsbereich sind auch Schluckbeschwerden möglich.
  • Blutbild: Es kann zu Beeinträchtigungen der Produktion von Blutzellen im Knochenmark kommen. Dies kann zu Anämie, vermehrter Blutungsneigung und einem erhöhten Infektionsrisiko führen
  • Schmerzen: An der Bestrahlungsstelle sind neben den Hautreaktionen auch Schmerzen möglich. Manchmal ist es nötig Schmerzmittel einzunehmen.

Vorteile von Sport bei Krebs während der Strahlentherapie

Auch hier ist die Studienlage eindeutig, obwohl sie sich vornehmlich auf Brust- und Prostatakrebs bezieht. Allerdings beides Krebsarten, bei den eine Strahlentherapie häufig zur Anwendung kommt. Die wichtigste Erkenntnis der bislang neun Studien, mit mehr als 700 Patientinnen und Patienten: Die Gefahr an Fatigue zu erkranken reduziert sich dramatisch. Und das schon bei einem zeitlich relativ geringen Aufwand von 15 bis 20 Minuten pro Trainingseinheit. Bemerkenswert an den Studien: Die an Krebs erkrankten Probandinnen und Probanden haben schnell gemerkt, wie gut ihnen das sportliche Training bekommt. Kaum jemand hat die Trainingseinheiten verpasst. mehr noch, viele haben zu Hause weitere Trainingseinheiten absolviert. Und mindestens ganauso wichtig: Diejenigen, die Sport treiben, leiden deutlich seltener unter Entzündungen und Schmerzen an der Bestrahlungsstelle.

Sport bei Krebs ist auch während der Strahlentherapie unbedingt ratsam
Obwohl zielgenau, ist die Strahlentherapie ebenfalls mit Nebenwirkungen verbunden

Sport bei Krebs während der Strahlentherapie

Bezüglich des Ausdauertraining zeigen die Studien, dass es sinnvoll ist, jeden Tag 30 Minuten zügig spazieren zu gehen. Wer fit genug ist, kann auch langsam Joggen oder bei mittlerer Geschwindigkeit Rad fahren. Wichtig ist es im aeroben Bereich zu bleiben. Und zwei, besser dreimal die Woche sollte ein kurzes Krafttraining auf dem Programm stehen. Auch hier am besten die gleichen Übungen, wie oben bereits vorgestellt.

Hormontherapie bei Krebs

Bei bestimmten Krebsarten, wie Brust-, Gebärmutter-, und Eierstockkrebs sowie bei bei Prostatakrebs und Nebennierenkrebs kann eine Hormontherapie zum Einsatz kommen. Vor allem dann, wenn der Krebs hormonabhängig ist, sprich, das Wachstum des Tumors durch bestimmte Hormone stimuliert wird. Das ist beispielsweise bei einem hormonrezeptorpositivem Brustkrebs der Fall, wo der Tumor auf Östrogen- oder Progesteronrezeptoren anspricht. Bei Prostatakrebs spielt das Sexualhormon Testosteron die entscheidende Rolle. Die Hornontherapie zielt bei Brustkrebs darauf ab, die Produktion von Hormonen, die das Tumorwachstum fördern, zu blockieren oder zu senken. Bei Prostatakrebs geht es darum, die Produktion von Testosteron zu senken oder dessen Wirkung auf die Krebszellen zu blockieren.

Nebenwirkungen der Hormontherapie

Hier zitiere ich eine Patientin aus dem großartigen Buch „Moving through Cancer„: Ich bin gerade mal 50 Jahre alt, fühle mich aber wie eine weit über 80-jährige Frau. Wie auch Chemo-und Strahlentherapie ist die Hormontherapie leider mit Nebenwirkungen verbunden. Dazu gehören bei Frauen vor allem Hitzewallungen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und vaginale Trockenheit. Langfristig droht auch Osteoporose. Bei Männern sind es Impotenz, Libidoverlust, Hitzewallungen, Gewichtszunahme und Muskelverlust. Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, kann sich denken, dass Sport bei Krebs während der Hormontherapie ebenfalls sehr hilfreich sein kann.

Vorteil von Sport bei Krebs während der Hormontherapie

Das Besondere an der Hormontherapie: Sie kann sich über einen längeren Zeitraum, manchmal bis zu zehn Jahre hinziehen. Um so wichtiger ist es, alles zu unternehmen, um die Nebenwirkungen in Schach und den Körper fit zu halten. Auch hier ist die Studienlage eindeutig: Sport bei Krebs während der Hormontherapie ist unbedingt empfehlenswert. Hier die wichtigsten Gründe:

  • Muskulatur: Sowohl Muskelkraft- als auch Muskelmasse bleiben nicht nur erhalten, man kann auch stärker werden, Kraft und Muskelmasse aufbauen. Übrigens unabhängig vom Alter.
  • Knochen: Einige Hormontherapien erhöhen das Risiko an Osteoporose, also Knochenschwund zu erkranken. Krafttraining kann das nicht nur verhindern, sondern die Knochendichte gar erhöhen.
  • Energie: Bleierne Müdigkeit ist eine häufige Nebenwirkung und regelmäßige Fitnessprogramme können dem effektiv entgegenwirken. Die Lebensqualität lässt sich deutlich steigern.
  • Psyche: Studien zeigen, dass regelmäßiges Krafttraining positive Auswirkungen auf die Stimmung hat.
  • Gewichtsmanagement: Nicht wenige Patientinnen und Patienten nehmen während der Hormontherapie zu. Krafttraining kann helfen, das Körpergewicht zu halten und schützt vor Fettleibigkeit.

Das Besondere bei der Hormontherapie

Im Gegensatz zu den anderen Therapien, die zeitlich oder weniger stark begrenzt sind, kann sich eine Hormontherapie über bis zu 10 Jahre hinziehen. Und genauso lange können es deshalb auch die Nebenwirkungen auftreten. Tipp: Ein Tagebuch kann helfen, die Effekte der Therapie besser zu verstehen und einzuordnen. Und auch hier zeigen Untersuchngen: Jenen, die sich regelmäßig aufraffen können, Sport zu treiben, geht es deutlich besser.

Die 10 Minuten-Regel

Starte mit dem Training und versuche wenigestens 10 Minuten durchzuhalten. Wenn es dir dann nicht besser geht, höre auf. Untersuchungen zeigen aber, dass 95 % aller Krebspatientinnen und Krebspatienten weitermachen, weil sie spüren, wie gut es ihnen tut.

Sport bei Krebs während der Hormontherapie

Am besten ist eine Kombination aus Ausdauersport und Krafttraining. Du solltest versuchen fünf- bis siebenmal wöchentlich 30 bis 60 Minuten aerobes Ausdauertraining zu machen. Das kann zügiges Walken, langsames Joggen, moderates Schwimmen und Radfahren sein. Du musst dich nicht auf eine Sportart festlegen, du kannst gerne auch kombinieren. Wichtig ist nur, dass du im aeroben Bereich unterwegs bist (siehe Video oben). Eine 2023 veröffentlichte Studie hat zudem gezeigt, dass hochintensives Intervalltraining sich positiv auf den Behandlungserfolg bei Brustkrebspatientinnen auswirkt. Da HIIT zwar kurz, aber sehr anstrengend sein kann, empfehle ich ein derartiges Training unter professioneller Aufsicht durchzuführen.

Krafttraining ist unbedingt ratsam

Und natürlich ist es unbedingt ratsam zwei-, besser dreimal wöchentlich ein Krafttraining durchzuführen. Auch hier beweisen zahlreiche Studien den positiven Effekt, ganz neu eine 2024 veröffentlichte Studie der Universität Maastricht mit Patienten, die eine Hormontherapie bei Prostatakrebs erhalten haben. Tipp für Anfänger: Du kannst die 5 bereits vorgestellten Übungen machen, die ich weiter oben im Text schon vorgestellt habe. Für alle, die etwas fitter sind, folgen nun acht Übüngen mit einem Fitnessband.

Muskelaufbau mit dem Fitnessband

Warum Übungen mit dem Fitnessband? Ganz einfach: Fitnessbänder oder auch Therabänder genannt, bekommt du schon für unter 10 Euro im Sportfachhandel oder über das Internet. Sie sind flexibel einsetzbar und quasi ein Fitnessstudio im Taschenformat. Wichtig natürlich auch hier die korrekte technische Ausführung der Übung. Ideal sind 3 Sätze mit 8 bis 12 Wiederholungen. Den Widerstand solltest du so wählen, dass dir die letzten zwei Wiederholungen bei jeder Übung schwer fallen. Auch ein leichtes Zittern der Muskeln ist okay, denn wenn es zittert, wächst der Muskel. Die folgenden Übungen sind so gewählt, dass möglichst viele Muskeln und Muskelgruppen des Körpers zum Einsatz kommen.

Kniebeugen mit Seitführen der Arme

  • Das Band schulterbreit mit beiden Händen umfassen und leichte Spannung aufbauen.
  • Schulterbreit hinstellen, Arme in Brusthöhe nach vorne nehmen.
  • Dann in die Kniebeugen gehen, wieder aufrichten und die Arme seitlich führen.

Guten Morgen plus Rudern

  • Mit beiden Füßen hüftbreit mittig auf das Seil stellen, die Enden des Bandes mit ordentlich Spannung umfassen.
  • Dann den geraden Oberkörper nach vorne führen, Knie leicht beugen und die Arme gleichzeitig in einer Ruderbewegung nach hinten-oben führen und zurück.
  • Wieder aufrichten und die Bewegung wiederholen.

Einrollen

  • Das Fitnessband unter Spannung in beide Hände nehmen, lang hinlegen und die Arme nach hinten strecken.
  • Dann gleichzeitig gestreckte Arme nach vorne führen, Oberkörper einrollen und Beine gebeugt Richtung Oberkörper führen.
  • Zurück in die Ausgangsposition und wieder einrollen.

Knie-Liegestütze mit Widerstand

  • Das Band unter Spannung über die Schultern führen, in beiden Händen halten und in die Knie-Liegestützposition gehen.
  • Dann Liegestütze machen und den Oberkörper fast bis zum Boden absenken.
  • Gegen den Widerstand wieder hochdrücken.

Schulterdrücken

  • Hüftbreit mittig auf das Band stellen, in beide Hände nehmen und in Hab-acht-Stellung gehen.
  • Die Knie leicht gebeugt die Arme nach oben strecken und wieder senken.

Rudern im Langsitz

  • Das Band um die Füße führen, die Enden in beiden Händen, Oberkörper aufrecht, Beine strecken.
  • Dann in Ruderbewegungen das Band nach hinten ziehen und wieder nach vorne führen.

Ausfallschrittkniebeugen unter Spannung

  • Im Ausfallschritt mit dem vorderen Fuß auf das Band stellen, die Enden in beiden Händen.
  • Dann die Arme gestreckt nach vorne führen und in dieser Position den Körper absenken und wieder anheben.

Ein paar Worte zum Muskelgedächtnis

Alle, die schon vor ihrer Krebserkrankung sportlich aktiv waren, aber auch jene, die nach der Diagnose die Phase der Prehabilitation aktiv nutzen, haben einen enstcheidenden Vorteil: ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Muskelgedächtnis. Hier kurz erklärt, um was es sich dabei handelt:

  • Zelluläre Veränderungen: Wenn du regelmäßig trainierst, kommt es innerhalb deiner Muskeln zu Anpassungen auf zellulärer Ebene. Das schließt auch Veränderungen in der Muskelproteinstruktur und im Zellkern mit ein. Diese Veränderungen tragen dazu bei, dass deine Muskeln schneller auf ein erneutes und regelmäßiges Training reagieren.
  • Neuromuskuläre Koordination: Das Muskelgedächtnis bezieht sich nicht nur auf die Muskeln selbst, sondern auch auf die neuromuskuläre Koordination. Dabei handelt es sich um die Zusammenarbeit zwischen Nerven und Muskeln, die ein Training kontinuierlich verbessern. Nach einer Pause hilft das Muskelgedächtnis diese Koordinationsfähigkeit schneller wieder zu reaktivieren.
  • Schnellere Rehabilitation nach der OP: Das Muskelgedächtnis hilft, in deutlich kürzerer die alte Leistungsfähigkeit wiederherzustellen. Die bereits erworbenen muskulären Anpassungen erleichtern die Reaktivierung der Muskeln und beschleunigen auf diese Weise den Regenerations- und Rehabilitationsprozess.
  • Erhalt von Muskelmasse und Kraft: Ein ganz wichtiger Punkt. Das Muskelgedächtnis hilft, Muskelmasse und Kraft besser zu erhalten. Der Verlust der Muskelmasse und damit einhergehend meist auch ein Verlust des Körpergewichts ist eine häufige Nebenwirkungen der Krebstherapie, die es gilt, möglichst in Grenzen zu halten.

Moderne Krebstherapien im Überblick

Neben den bislang vorgestellten Krebstherapien, kommen immer öfter auch so genannte zielgerichtete Behandlungsmethoden zum Einsatz. Diese Krebstherapien beziehen sich auf eine Gruppe von Behandlungen, die auf molekularen und genetischen Eigenschaften von Krebszellen abzielen. Hier ein kurzer Überblick der drei wichtigsten Therapieformen:

  • Targeted Therapy (zielgerichtete Therapie): Diese Therapie zielt auf spezifische Moleküle ab, die für das Wachstum und die Überlebensfähigkeit von Krebszellen entscheidend sind. Moderne Medikamente sind in der Lage, Signalwege zu blockieren und so die Krebszellteilung zu verhindern.
  • Immuntherapie: Immuntherapie nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen anzugreifen. Das funktioniert beispielsweise mit so genannten Checkpoint-Inhibitoren, die die Hemmung des Immunsystems durch bestimmte Moleküle auf Krebszellen aufheben.
  • Gentherapie: Diese Therapieform zielt darauf ab, genetische Defekte in Krebszellen zu korrigieren oder therapeutische Gene einzuführen. Ein Beispiel dafür ist die CAR-T-Zelltherapie, bei denen körpereigene Immunzellen genetisch verändert werden, um Krebszellen zu erkennen und zu zerstören.

Nebenwirkungen der modernen Therapien

Leider ist es so, dass auch bei diesen modernen Therapie gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden können. Deshalb sind auch sie nicht frei von Nebenwirkungen. Möglich sind beispielsweise Hautreaktionen (z.B. Hand-Fuß-Syndrom mit Rötung, Schwellung, Verhornung und Blasenbildung an Handflächen und Fußballen), Durchfall, Bluthochdruck und Herzprobleme. In Absprache mit dem ärztlichen Team, ist es aber auch hier auf jeden Fall ratsam sportlich aktiv zu sein.

Hinweis

Ich habe für diesen Artikel gründlich recherchiert. Trotzdem kann er natürlich keine medizinische Beratung ersetzen.

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