Muskelhypertrophie – so sieht das optimale Training aus

Zu den Hauptmotivationen für regelmäßiges Krafttraining zählt ein Dickenwachstum der Muskulatur, auch Muskelhypertrophie genannt. Doch wie lange und wie oft muss ich trainieren, um die Muskeln optimal wachsen zu lassen? Etliche Studien haben sich damit beschäftigt. Hier die Ergebnisse:

Muskelhypertrophie durch entsprechendes Training

Muskelhypertrophie von Geburt an

Die gute Nachricht gleich vorab: Jeder Mensch kann unabhängig von Alter und Geschlecht deutlich an Muskelmasse und Kraft zulegen. Das gilt übrigens auch schon für Babys, die lernen müssen sich der Schwerkraft zu widersetzen. Bei Erwachsenen ist dann allerdings meist ein regelmäßiges und ausreichend intensives Training nötig, damit es zum Muskelwachstum kommt. Die größten Kraftzuwächse erreichen Anfänger. Wer mit dem Training beginnt und dreimal wöchentlich die Muskeln über ihr gewohntes Leistungsnivau belastet, kann seine Leistung binnen drei bis vier Monaten um bis zu 50 Prozent steigern. Nach einem Jahr Training ist es möglich, die Kraft in allen Bereichen zu verdoppeln. Wichtig aber auch zu wissen: Je trainierter man ist, desto langsamer kommt es zu Fortschritten.

Muskelhypertrophie aus physiologischer Sicht

Aus physiologischer Sicht kommt es bei der Muskelhypertrophie zu einem Größen- und Dickenwachstum von Muskelzellen. Möglich machen das komplexe zelluläre und molekulare Veränderungen, die durch wiederholte Muskelkontraktionen und die daraus resultierenden mechanischen Belastungen während des Krafttrainings ausgelöst werden. Die wichtigsten Aspekten der Muskelhypertrophie aus physiologischer Sicht sind:

  • Mikrorisse in der Muskulatur: Bei einem ausreichend intensiven Krafttraining kommt es zu in der Regel ungefährlichen Mikrotraumen in den beanspruchten Muskelfasern. Diese kleinen Verletzungen aktivieren den Reparaturmechanismus des Körpers.
  • Satellitenzellen: Um die kleinen Risse zu reparieren, eilen so genannte Satellittenzellen herbei. Diese befinden sich außerhalb der Muskelfasern, fusionieren dann aber mit ihnen. Sie leisten die wertvolle Reparaturarbeit, machen einen Zellkernspende und vergrößern den Bereich.
  • Proteinbiosynthese: Der Prozess der Muskelhypertrophie ist dabei abhängig von der Proteinsynthese. Diese steigt nach dem Training deutlich an. Hilfreich ist ein Plus an eiweißreicher Ernährung, um das anabole Fenster zu nutzen.
  • Anaboles Fenster: Hier handelt es sich um den Zeitraum nach dem Krafttraining, in dem der Körper besonders aufnahmefähig für Nährstoffe ist, was den Muskelaufbau fördern kann.
  • Hormonelle Regulation: Natürlich spielen auch Hormone eine Rolle bei der Muskelhypertrophie. Insulin, Wachstumshormon (GH) und Testosteron sind sind so genannte anabol wirkende Hormone, die das Muskelwachstum fördern.
  • Zelluläre Adaptation: Im Verlauf der Muskelhypertrophie passt sich der Muskel an die Belastungen an, indem er nicht nur die Dicke, sondern auch die Länge der Muskelfasern verändert.

Wie schnell können die Muskeln wachsen?

Eine Frage, die sich viele stellen und die Antwort lautet: Das hängt von mehreren Faktoren ab. Insbesondere natürlich vom Training. Wer es wirklich auf eine Muskelhypertrophie anlegt, sollte Studien zufolge drei bis viermal die Woche 30 bis 60 Minuten trainieren. Ideal ist es dann, Übungen mit 70 bis 90 Prozent der Maximalkraft zu absolvieren. Wichtig ist es dann so viele Wiederholungen und/oder Sätze zu machen, dass die belastete Muskulatur auch wirklich erschöpft ist. In diesem Zusammenhang fällt dann oft das Stichwort Trainingsvolumen.

Das Trainingsvolumen als entscheidender Faktor

Beim Trainingsvolumen handelt es sich um die Gesamtmenge an Arbeit, die du während eines Trainings durchführst. Das Volumen setzt sich zusammen aus der Anzahl der Sätze, der Wiederholungen und der verwendeten Gewichte oder Widerstände. Ein höheres Trainingsvolumen, das durch eine Kombination von mehr Sätzen, Wiederholungen oder Gewicht erhöht wird, kann zu einer intensiveren Stimulierung der Muskeln führen, was zu Fortschritten in den Bereichen Kraft und Muskelmasse führt. Die beiden wichtigsten Punkte dabei: Erstens musst du Trainingsvolumen entsprechend deinen individuellen Fähigkeiten und Trainingszielen anpassen. Zweitens spielt die Regeneration eine entscheidende Rolle, um Übertraining zu vermeiden und so langfristige Erfolge zu ermöglichen. Hier noch mal im Überblick:

  • Progressive Überlastung: Um Muskelwachstum zu stimulieren, ist es wichtig, den Muskelreiz im Laufe der Zeit zu erhöhen. Dies kann durch eine schrittweise Steigerung des Trainingsvolumens erfolgen. Dies könnte bedeuten, dass du mehr Sätze, Wiederholungen oder Gewicht hinzufügst.
  • Volumen und Intensität: Es besteht eine Wechselbeziehung zwischen Trainingsvolumen und Intensität (Gewicht). Du kannst das Volumen erhöhen, indem du mehr Sätze oder Wiederholungen machst, oder indem du das Gewicht erhöhst. Ein höheres Volumen bei moderater Intensität kann ebenso effektiv sein wie ein niedrigeres Volumen bei höherer Intensität, solange der Muskel ausreichend belastet wird.
  • Individuelle Anpassung: Das optimale Trainingsvolumen kann von Person zu Person variieren. Faktoren wie Fitnessniveau, genetische Veranlagung, Erholungsfähigkeit und Trainingsziele können beeinflussen, wie viel Volumen für eine Person effektiv ist.
  • Periodisierung: Die Anpassung des Trainingsvolumens im Rahmen einer Periodisierung kann dazu beitragen, die Leistung und das Muskelwachstum zu optimieren. Dies kann beinhalten, Perioden mit höherem oder niedrigerem Volumen je nach Trainingsphase oder Zyklus.
  • Gesamtwöchentliches Volumen: Es ist nicht nur wichtig, das Volumen pro Trainingseinheit zu berücksichtigen, sondern auch das gesamte wöchentliche Volumen. Ein ausgewogenes und gut verteiltes Volumen über die Woche hinweg kann dazu beitragen, Überlastung und Verletzungen zu vermeiden.

Muskelwachstum

Sowohl Männer als auch Frauen können Untersuchungen zufolge so binnen vier Monaten zwischen 16 und 23 Prozent mehr Muskelmasse zulegen.

Die Rolle der Wachstumshormone

Eine besondere Aufgabe bei der Muskelhypertrophie übernehmen Wachstumshormone. Das wichtigste Wachstumshormon, auch bekannt als Somatotropin oder Wachstumshormon (GH), wird von der Hypophyse, einer Drüse im Gehirn, produziert. Und dann passiert folgendes:

  • Wachstumshormone fördern die oben beschriebene Proteinsynthese in den Muskelzellen. Sie regen vor allen den Aufbau der Proteine an, die für das Muskelwachstum verantwortlich sind.
  • Außerdem kommt es zu einer Steigerung der Zellteilung: GH kann die so genannte Proliferation von Muskelzellen (Myoblasten) fördern, was zu einer erhöhten Anzahl von Muskelzellen führt.
  • Es kommt zu einer erhöhten Freisetzung von IGF-1, einem Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das von der Leber und anderen Geweben in Reaktion auf GH freigesetzt wird. IGF-1 spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Muskelwachstums, da es die Proteinsynthese in den Muskelzellen direkt stimuliert.

Muskelhypertrophie ist nicht vom Alter abhängig

Wie oben schon erwähnt, ist das Muskelwachstum altersunabhängig. Selbst 80-jährige können mit entsprechendem Training noch erstaunliche Zuwächse erzielen. Mediziner weltweit sind sich übrigens mittlerweile einig, dass Menschen ein Krafttraining bis zum Lebensende durchführen sollten. Immerhin macht die Muskelmasse 40 Prozent des Körpergewichts aus und korreliert direkt mit vielen wichtigen physiologischen Parametern. Je besser ausgebildet die Muskulatur, desto gesünder der Mensch.

Muskelhypertrophie
Beeindruckendes Muskelwachstum ist auch im höheren Alter möglich (Foto: adpic)

Trainingsmethoden für mehr Muskelmasse

Auf diesem Blog findest Du mehrere Artikel zu Trainingsmethoden, die nachweislich bestens geeignet sind die Muskulatur effektiv aufzubauen. Allgemeine Informationen findest Du hier und hier. Zu den speziellen Trainingsmethoden gehören:

  • Hochvolumiges Training: Du führst 3 bis 5 Sätze mit 12 bis 15 Wiederholungen mit rund 80 Prozent der Maximalkraft durch.
  • Zeit unter Spannung (TUT): Kontrolliertes Verlangsamen der Ausführung jeder Wiederholung, um die Zeit, die der Muskel unter Spannung steht, zu erhöhen. Das gilt insbesondere die exzentrische Phase.
  • Supersätze: Das ist eine Trainingsmethode, bei der du zwei oder drei Übungen direkt hintereinander ohne Pause ausführst, um die Intensität und den Trainingseffekt zu erhöhen. Mehr dazu hier.
  • Cluster-Training: Aufteilung von Sätzen in kleinere Cluster mit kurzen Pausen zwischen den Wiederholungen. Mehr dazu hier.
  • German Volume Training (GVT): Durchführung von 10 Sätzen mit 10 Wiederholungen bei moderatem Gewicht. Mehr dazu hier.
  • Split-Training: Verteilung des Trainingsvolumens auf mehrere Trainingseinheiten pro Woche und gezielte Arbeit an verschiedenen Muskelgruppen. Mehr dazu hier.
  • Drop Sets: Drop-Sätze sind eine Trainingsmethode, bei der du nach einem Satz bis zum Muskelversagen das Gewicht reduzierst und den Satz dann ohne Pause noch einmal wiederholst, um die Muskelausdauer zu verbessern. Mehr dazu siehe Video.
  • 21 Repetitions: Trainingsmethode, bei der du eine Übung in drei Abschnitte mit jeweils 7 Wiederholungen unterteilst um den Muskel massiv zu stimulieren. Mehr dazu hier:

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle

Wenn du deine Trainingserfolge nicht zunichte machen möchtest, musst du dich natürlich auch entsprechend ernähren. Um Muskelmasse aufzubauen, benötigst du mehr Kalorien, als du verbrauchst. Ein moderater Kalorienüberschuss von 200 bis 500 kcal pro Tag ist ideal. Besonders wichtig ist ein Plus an Eiweiß. Was es damit auf sich hat, steht hier. Eiweißpräparate sind in der Regel nicht nötig und auch Vegetarier können sich bestens ernähren, um die Muskelhypertrophy zu unterstützen. Gesunde Fette sind wichtig für die Hormonproduktion und die allgemeine Gesundheit. Achte auf eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.

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